immer donnerstags

Immer donnerstags um 10 Uhr..das war unser Termin. Zur Gesichtsmassage. Einmal in der Woche wurde ich daran erinnert, wie gut ich es habe...dass ich das "Haus Bredemeier" alleine auf meinen eigenen Beinen wieder verlassen konnte. Ralf hatte mit seinen 38 Jahren MS so stark, dass er nur noch den Kopf bewegen konnte. Und trotzdem war er kein "Jammerlappen". Anfangs war es für mich schwer zu verstehen, warum er sich nicht gern im Bett "aufsetzen" wollte....nicht mit dem Spezialrollstuhl raus an die Luft, in die Sonne...nach draussen. Warum er dann doch nicht, trotz Spezialapparatur, mit dem Laptop ins Internet wollte. Und warum immer diese schrecklichen Sendungen auf RTL2 liefen, wenn ich das Zimmer betrat. Nachdem ich ihn besser kannte und ein bisschen etwas über seine Vergangenheit erfuhr, bekam ich eine Ahnung, warum. Wir, die wir körperlich unversehrt sind, können es uns nur schwer vorstellen. Aber als ich ihn mal fragte, warum er denn nicht nach draussen möchte, sagte er: "nö...ist doch langweilig". Durch die starken Spastiken hatte er einen enormen Kalorienverbrauch..und so bekam er jeden Nachmittag sein dickes Stück Torte. Einmal war ich dabei und sagte: "ach, sieh mal an...so ein dickes Stück Kuchen!" und er grinste breit. Ja, das Essen fand er gut. Und seine Zigarette danach auch, die ihm von den Pflegern und Pflegerinnen in ihrer Freizeit gereicht wurden.

Weil: eigentlich sollte er ja nicht rauchen...einmal gab es die Diskussion, dass es für das Pflegepersonal unzumutbar wäre...und es wäre ja nicht gut für seine Gesundheit, hatte er mir dann erzählt. Mit dem passenden Augenaufschlag. Immer wieder war er mal im Krankenhaus. Für ein paar Tage. Und oft fragten wir uns: was hält ihn am Leben...? In der letzten Zeit hatte ich das Gefühl, er wird "immer weniger"...bewegt selbst den Kopf so gut wie nicht mehr...glasige Augen. Als mir die Nachricht auf den AB gesprochen wurde, war ich auf dem Weg in den Urlaub. Und als ich zurück kam, hatte jemand anderes eine weitere Nachricht auf dem AB hinterlassen, und es war die einzige, die ich angezeigt bekam. So ging ich ahnungslos ins Haus Bredemeier..grüßte wie üblich beim Hereinkommen die Mitarbeiterinnen...ging den Flur entlang, sah ein Pflegebett und einen Schrank in der Nische stehen...seine Tür stand offen, der Raum wurde gestrichen. Aha, dachte ich, wieder etwas mit Undichtigkeit...muss noch einmal etwas renoviert werden. "Wo ist denn Ralf?" Fragte ich. "weiss ich nicht!" ...klar, woher soll der Handwerker das auch wissen...so ging ich an die Information, wo ich mit großen Augen angesehen wurde..."der ist doch verstorben!" Ja...das hatte mich völlig eiskalt erwischt. Immer war es klar, dass er nicht sehr alt werden würde. Immer wieder hatten wir uns gefragt, wie lange er dieses (in unseren Augen) nicht so sehr lebenswerte Leben noch leben wollte... und trotzdem: nicht eine Sekunde hatte ich es in Erwägung gezogen, dass er dann doch plötzlich weg ist.

Manchmal ist es mir schwer gefallen, war es anstrengend gewesen...und doch, wenn nach der Massage Ralf ganz entspannt gähnte, "sehr gut!" sagte und "bin voll eingepennt"...dann war das "Entschädigung" genug..."wenn ich träume, dann träume ich, dass ich laufe". hatte er mal erwähnt. Ja, ich gönne es ihm. Dass er jetzt mühelos von A nach B kommt, vielleicht Purzelbäume schlägt und sich seiner grenzenlosen Freiheit erfreut. Tschüss, Ralf. Irgendwann sehen wir uns wieder, "kleiner Bruder"...Kuss auf die Stirn.

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia Lehmann (Donnerstag, 20 April 2017 11:01)

    Reiki Erfahrungsnachmittag

    Nun saßen wir alle mit Maria zum Reiki Erfahrungsnachmittag im Kreis und wussten noch gar nicht wirklich, was nun geschehen würde. Maria erklärte uns dann sehr schön, was Reiki überhaupt ist und wie der Nachmittag ablaufen würde.

    Ich war die erste :-) Es war hochinteressant zu spüren, welche unterschiedlichen Energien jeder von uns mit in die Runde brachte. Ich bekam hier und da mal Gänsehaut und war sehr entspannt, als meine Behandlung beendet war. Meine Gedanken waren ruhig und mein Geist sehr klar.

    Reihum kam jeder einmal dran.

    Jedem, der sein Wohlbefinden verbessern möchte, kann ich Reiki nur empfehlen. Das schöne ist, dass man selber nichts tun muss und das ganze einfach nur wirken lässt.

    Es war für uns alle in der Runde eine sehr schöne Erfahrung und alle haben, jeder auf seine Weise, etwas positives mitgenommen.

    Vielen lieben Dank an dich nochmal liebe Maria für diese tolle Erfahrung :-)